George William MacArthur Reynolds: Der Leichenräuber, 1852, und anderes

von Mirko Schädel




George William MacArthur Reynolds, 1814–1879, war einer der drastischsten Schriftsteller von populärer Literatur in seiner Zeit. Er stammte aus einem soliden, begüterten Elternhaus, sein Vater schickte ihn mit 14 Jahren in eine Kadettenschule, der er sich aber nach dem Tode seiner Mutter mit seinem Erbe von 12.000 Pfund entzog. Mit 16 Jahren ging er nach Frankreich, wo er in Paris im zarten Alter von 20 Jahren eine englischsprachige Zeitschrift gründete.

1836, mit 22 Jahren, war er bereits bankrott und kehrte nach England zurück, wo er sich, wie zuvor in Paris, journalistisch und schriftstellerisch betätigte. In Paris war Reynolds ein eifriger Leser der klassischen Feuilleton-Romane, vor allem von Eugene Sue. Auch später las er diese französischen Sensationsromane, deren Einfluß ihn zu einem der größten literarischen Erfolge seiner Zeit verhalfen.
Schon 1835, also noch in Paris, veröffentlichte er seinen Erstling The Youthful Impostor, einen sehr gelungenen Sensations- und Kriminalroman, in dem man schon das bewunderungswürdige Talent erkennen konnte. Dieser spektakuläre Roman erschien bereits 1838 in einer anonymen Übersetzung unter dem Titel Der Geheimnißvolle, oder Folgen des jugendlichen Leichtsinns in Ulm bei der Ebner’schen Buchhandlung in zwei Bänden. Es soll eine weitere Ausgabe des Buches mit dem Titel Der junge Betrüger gegeben haben, und ich vermute, daß das Buch Die Geheimnisse von London, oder Folgen des jugendlichen Leichtsinns, ebenfalls bei Ebner in Ulm 1852 erschienen, eine spätere Auflage von Der Geheimnißvolle, oder Folgen des jugendlichen Leichtsinns gewesen ist – denn auch hier handelt es sich um eine zweibändige Ausgabe. Darüber hinaus vermute ich, daß der Verlag der Ebner’schen Buchhandlung mit dieser Titeländerung versucht hatte, auf die Modewelle der Geheimnisromane aufzuspringen.



Tatsache ist, das Reynolds seinem Erstling bereits 1847 eine Überarbeitung angedeihen ließ, die dann unter dem neuen Titel The Parricide, or The Youth’s Career of Crime erschien. Diese Neufassung des Erstlings erschien wohl erstmals anonym in Wien unter dem Titel Die Glücksritter in London, 1855, bei Josef Stöckholzer von Hirschfeld in der Reihe Romantische Lesehalle. Gallerie der vorzüglichsten zeitgemäßen Romane des In- und Auslandes als Bände 410–414. Auch diese Übersetzung war anonym, der Autor wurde als Verfasser des Leichenräuber genannt. Die Romantische Lesehalle des Verlags Stöckholzer von Hirschfeld in Wien war der gescheiterte Versuch, dem übermächtigen Hartleben Verlag das Wasser abzugraben. Stöckholzer verstand sich als direkter Konkurrent zu Hartlebens Neuem belletristischem Lese-Cabinet, dabei dürfte es vorwiegend um die Akquirierung von Leihbüchereien als bedeutendsten Kundenstamm gegangen zu sein.

Wie wir wissen, hatte der Verlag Hartleben einen ungemein längeren Atem, während der Wiener Verlag Stöckholzer von Hirschfeld ziemlich bald in Vergessenheit geriet. Reynolds schrieb in London für diverse Magazine und hatte bedeutende Einkünfte durch seine Romane, teils auch mit einem Plagiat eines Buches von Charles Dickens: Er verfasste eine eigene Variante der Pickwick Papers, jenes erfolgreichen humoristischen Werkes von Dickens. Reynolds’ Variante unter dem Titel Pickwick abroad, or, The Tour in France, 1839, dann 1841 in Braunschweig unter dem Titel Pickwick in der Fremde, oder: Die Reise in Frankreich erschienen, trug dem Autor erheblichen Gewinn ein. Außerdem bescheinigte die Kritik dem jungen Autor, daß er wohl das gelungenste Nachahmerwerk unter den zahlreichen schlechten Nachahmern von Charles Dickens geschrieben hat.
Reynolds nahm sich später noch einmal Dickens für ein Plagiat von Master Humphreys Wanduhr vor. Dieser Ideenklau war neben anderen Gründen der Gegenstand einer berechtigten Verachtung von Charles Dickens für diesen George W. M. Reynolds.

Reynolds gründete im Laufe seiner Karriere die eine oder andere Zeitschrift und war als Redakteur für einige Magazine tätig, wo seine Romane in Fortsetzungen erschienen, bevor sie dann später als eigenständige Titel als Penny Bloods, billige Broschuren, veröffentlicht wurden. Dies waren die Vorläufer der klassischen Kolportageliteratur, billig und blutig. Es handelte sich dabei um außerordentlich minderwertig hergestellte Romane für die Massen, die häufig mit blutrünstigen Illustrationen versehen waren. Ein paar Verlage hatten sich auf diesen Markt konzentriert und konkurrierten eifrig miteinander.



Um 1843 las Reynolds Eugene Sues Roman Die Geheimnisse von Paris, die ihn zu seinen The Mysteries of London, 1845, inspirierten. Dieses Buch wurde Reynolds’ größter Erfolg, es erreichte nicht nur eine ungeheure Leserschaft, sondern machte auch dessen Verleger Vickers zu einem reichen Mann. Als Fortsetzung schrieb Reynolds noch The Mysteries of the Court of London, 1848, während er mit John Dicks einen neuen unabhängigen Verlag gründete, der eine Serie von Penny Bloods in wöchentlichem Turnus zu je acht Seiten bis ins Jahr 1856 herausgab. Tatsächlich waren diese achtseitigen Heftchen mit doppelspaltigem Satz und einer haarsträubenden Deckelillustration die Vorläufer der Heftromane und der Kolportageliteratur. Diese Hefte waren keine abgeschlossenen Erzählungen, sondern schier endlos scheinende Fortsetzungsromane.

Reynolds schuf daneben noch zahlreiche Sensationsromane ähnlicher Art, besonders hervorzuheben sei noch Wagner, the Wehr-Wolf, 1846–1847, der Titel verrät bereits, wessen Geistes Kind Reynolds war: ein Gothic Author. Ich dand jedoch Faust: A Romance of the Secret Tribunals, 1847, in der deutschen Übersetzung als Satan’s Schlingen. Dieser Faust-Roman gilt landläufig als Reynolds gelungenste Gothic Novel. Darüber hinaus war Reynolds aber weit mehr als ein Verfasser von Schauerromanen.

Um auf den Höhepunkt von Reynolds’ Schaffen zurückzukommen, muß man sich die Gestaltung von The Mysteries of London genauer ansehen. Der Erfolg dieses Romans machte Reynolds zeitweise zum meistgelesenen Autor Englands, und damit sind wir bei einem anderen Grund für Dickens’ Verachtung – aus der auch ein gehöriges Quentchen Neid sprach. Genaugenommen sind die Charaktere von Reynolds schablonenhafter und unlebendiger als die Figuren eines Charles Dickens, der zugegebenermaßen ein Meister ist, wenn es um die Gestaltung scheinbar lebendiger, literarischer Figuren geht. Dickens vermochte seinen Figuren den Atem des Lebens einzuhauchen. Es gibt kaum einen Autor, der diese Kunst besser beherrschte als er. Dennoch stand in den 1840er Jahren der Fokus der Leser auf den Romanen des George W. M. Reynolds – der eine sehr handlungsorientierte Form melodramatischen Erzählens geschaffen hatte, dazu eine vorbildliche, beinahe filmhafte Montage, die eine Spannung hervorruft, die fast quälend ist. Seine Mysteries of London sind meiner Meinung nach erstmals 1852 bei Stöckholzer von Hirschfeld in der Reihe Romantische Lesehalle unter dem vielsagenden Titel: Der Leichenräuber. Neue Geheimnisse von London anonym veröffentlicht. Der Roman ist dort in sechs Bände unterteilt mit je 252, 288, 288, 336, 296 und 285 Seiten Umfang. Ich bin durch einen glücklichen Zufall auf diese alte Ausgabe gestoßen, weil ich wußte, daß die Mysteries of London unter anderem von einem body-snatcher handeln, also einem Leichenräuber, der den Widerpart zu dem Helden Richard Markham spielt. Als ich also den angebotenen Titel fand, war mir schon im Vorfeld klar, daß dieser anonym erschienene Roman Der Leichenräuber. Neue Geheimnisse von London von G. W. M. Reynolds hatte sein können.




Reynolds’ tatsächlich drastische Kritik an den Verhältnissen, an sozialer Ungerechtigkeit in allen Formen, an der Blindheit der Eliten gegenüber Armut und wirklicher Not großer Teile der Bevölkerung, an der Ungerechtigkeit vor dem Gesetz, das sich von Geld und Stand beeinflussen läßt, an der Heuchelei von Politik und Gesellschaft und der durchdringenden Korruption allerorten; das alles liest sich wie eine Beschreibung heutiger Verhältnisse.

Ich bin unsicher in der Beurteilung, was Reynolds für bedeutender hielt – war es die literarische Effekthascherei und Lust an der Provokation oder die politische und gesellschaftliche Kritik an den herrschenden Verhältnissen? Die Grenzen verschwimmen. Ich nehme an, daß Reynolds tatsächlich ein starkes politisches und soziales Anliegen hatte und dieses mit der Lust an Spannung, Sensation und Effekt verknüpfte. Zeitgenossen bescheinigten ihm eine realistische Beschreibung der Armut und des Elends in London.

Die Handlung von The Mysteries of London ist leicht erzählt. Es handelt sich um die Geschichte zweier Brüder, der eine, Eugen, gerät in Streit mit dem Vater und verläßt das Haus, seine charakterliche Konstitution ist eher dunkel. Er verabschiedet sich von seinem Bruder Richard und erklärt, daß er sich eine eigene Existenz schaffen will, ohne das väterliche Erbe oder die Hilfe seiner Familie in Anspruch zu nehmen. In zwölf Jahren wollen sich die beiden Brüder wieder treffen und ihre Erfahrungen austauschen. Der zurückbleibende Bruder Richard Markham bettelt und fleht, daß der Bruder ihn nicht verlassen möge – ohne Erfolg. Richard Markham hat hohe moralische Ansprüche und Vorstellungen von Ehre sich selbst und der Welt gegenüber, aber er gerät nach dem Tod des Vaters und einem Besuch Londons in die Fänge zweier Betrüger, die ihm falsche Pfundnoten unterjubeln.



Richard bemerkt zu spät, daß er sich mit Kriminellen eingelassen hat, wird verhaftet und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Gleichzeitig verliert er auch noch das Vermögen, das sein Vormund verwaltet hat, da dieser ebenfalls betrügerischen Spekulationen zum Opfer gefallen ist. Richard Markham bleiben immerhin noch sein Familiensitz und ein eher überschaubares Vermögen. Sein Vormund indessen verliert alles, er ist mit dem Hunger konfrontiert. Seine Tochter näht vergebens gegen das Elend an, beginnt sich als Modell bei einem Bildhauer, einem Maler und später bei einem Photographen zu verdingen, bis sie sich prostituiert – und von Richards Bruder Eugen schwanger wird.



Eugen dagegen wird immer reicher. Er ist erfolgreich darin, andere Menschen zu übervorteilen und ganze Vermögen beiseite zu schaffen, seine moralischen Grundsätze und seine Empathie gegenüber anderen Menschen sind gleich null. Er tritt unter zwei unterschiedlichen Pseudonymen auf und spielt virtuos die Melodie der Heuchelei, der Intrigen, der Wollust und der Habgier. Er schafft sich mühelos eine Existenz und bringt es bis zum Parlamentsmitglied.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Nebenstränge und Nebenpersonen, wie den Auferstehungsmann, den Leichenräuber Tidkins, und seine Mutter, die Mumie. Tidkins ist ein ruchloser Mörder, und wenn er nicht Leichen für die Chirurgie aus den Gräbern holt, ist er mit allen kriminellen Machenschaften beschäftigt, die man sich vorstellen kann. Als die Polizei seine Mördergrube mit Hilfe Richard Markhams aushebt, sprengt sich der Auferstehungsmann in seiner Behausung in die Luft.
Reynolds beschreibt mit einer an Realismus grenzenden Weise die heruntergekommenen Stadtviertel Londons, des modernen Babylons. Mit der Präzision eines Virtuosen entlarvt er den einzigen echten Gott seiner Zeit, das Geld. Der Schmutz in den slumähnlichen Vierteln türmt sich teilweise kniehoch auf den Gassen, die verwinkelten Behausungen bieten Platz für Krankheit, Armut, Verbrechen und Laster aller Art.




Der Leichenräuber Tidkins kennt sich in diesen Vierteln aus wie kein zweiter. Er läßt arglose Passanten des Nachts verschwinden, hängt sie kopfüber und bis zur Bewußtlosigkeit malträtiert in ein Wasserfaß hinein. Dann läßt er sie ein paar Tage in seinem Haus liegen, bis der Verwesungsprozeß einsetzt, damit die Kunden, jene zahlenden Chirurgen und Anatomen, nicht mißtrauisch über allzu frische Leichen werden. Doch Tidkins gräbt auch Leichen auf Bestellung aus, und Reynolds läßt es sich nicht nehmen, diesen Vorgang des Leichenbergens detailliert und realistisch wiederzugeben.
Interessant ist auch die moralische Perspektive der Figuren. Während Richard Markham, der jugendliche Held, voll romantischer Ideale steckt und nichts Böses im Schilde führt, ist sein Bruder das krasse Gegenteil, völlig verachtungs- und verabscheuungswürdig. Selbst Tidkins, das personifizierte Böse, der Leichenräuber und Widersacher von Richard Markham, der grausame Mörder und Verfolger, findet in gewisser Hinsicht eine Rechtfertigung. Reynolds läßt ihn in einer eigenen Episode zu Wort kommen, wie er das geworden ist, was er nun einmal ist – ein grausamer Killer. Die Szene spielt in einem Wirtshaus, wo sich Diebe, Räuber, Mörder, Huren und andere Verlierer der Verhältnisse treffen. Tidkins erzählt, wie er zu dem bösartigen Wesen geworden ist, und wenn man dieser Geschichte folgt, kann man ein gewisses Verständnis für den Leichenräuber aufbringen – man könnte meinen, die Umstände und der Haß auf die Verhältnisse haben ihn zu diesem verrohten Bösewicht gemacht.

Reynolds verhält sich in gewisser Weise ambivalent. Auf der einen Seite der durch und durch positive, über alle Zweifel erhabene Charakter von Richard Markham, der keiner Fliege etwas zuleide tut und in jeder Minute tiefer ins Unglück stürzt. Im Gegensatz dazu der skrupellose Vergewaltiger, der Betrüger, Intrigant, Drahtzieher diverser Verbrechen, Kapitalist und egoistische Psychopath Eugen Markham, Richards Bruder, der unter einem Pseudonym in London lebt und seine Fäden zieht wie eine Spinne in ihrem Netz. Eugen, der so geschickt seine Verbrechen in die Tat umsetzt, virtuos die Regeln des gesellschaftlichen Miteinanders beherrscht, der sich ins Parlament wählen läßt – und ohne Schwierigkeiten einer der reichsten und einflußreichsten Mitbürger Londons wird. Eugens Wohltätigkeiten, seine hehren Interessen sind alle gespielt, alles ordnet er seinem Macht- und Geldstreben unter – und seine Außenhülle ist die eines gottesfürchtigen, rechtschaffenen Menschen.
Tidkins aber, der die schwersten Verbrechen auf seine Schultern geladen hat, der die grausamsten Gewalttätigkeiten begeht und sich jedem, der ihn ordentlich bezahlt, zum Werkzeug macht, das vor nichts zurückschreckt, dieser Tidkins, der Leichenräuber, ist nicht clever genug, sich zu verstellen. Er spielt unverkrampft und authentisch die Rolle, die die Umstände und die Gesellschaft ihm zugewiesen haben. Er kennt keine Heuchelei, keine Schönrednerei, keine Verstellung, die ihn in den Stand setzen würde, auf einer ähnlichen Ebene wie Eugen zu agieren. Er lebt von der Hand in den Mund, seine Verbrechen sind entsetzlich, jedoch ehrlich und handfest. Und sein Schöpfer Reynolds entschuldigt ihn und erklärt Tidkins zu einem Opfer der Verhältnisse.




Natürlich verfolgt Reynolds hauptsächlich den Zweck zu unterhalten, und das auf möglichst drastische und spannende Weise, was ihm auch gelingt. Reynolds war vorwiegend von den französischen Feuilleton-Schriftstellern seiner Zeit beeinflußt, aber ebenso von den Schauer- und Newgate-Romanen von Ainsworth bis Bulwer-Lytton und vielen anderen. Obwohl die Elemente der Gothic-Literatur und Kolportage zahlreich sind, hat Reynolds doch mit seiner Sozialkritik und seiner realistischen Beschreibung des Daseins der unteren Schichten etwas Neues in diese Art von Unterhaltungsliteratur eingeführt.

Reynolds war glühender Anhänger des Chartismus, der die Rechte der Arbeiterklasse und die Demokratisierung der Politik forderte. Darüber hinaus waren die Chartisten selbstredend Kritiker der Monarchie und des Kapitalismus.

1848 heiratete Reynolds eine populäre Schriftstellerin und hatte mir ihr drei Kinder. Ende der 1850er Jahre verebbte die Flut seiner Veröffentlichungen. Nach 1860 schrieb er kaum noch, und im Jahre 1879 starb er in seinem Haus am Woburn Square. Er hat etwa 36 Romane verfaßt, allerdings ist auch das nicht sicher, da man damals häufig auch anonym veröffentlicht hatte und es keine verläßliche Bibliographie seiner Werke gibt.

Die Kenner der Romane von Reynolds sind auch in England schmal gesät. Das liegt teils an der Schwierigkeit, sich die Primärtexte zu beschaffen, etliches ist in Magazinen der damaligen Zeit erschienen, die billig gemachten Penny Bloods sind zwar in hohen Auflagen erschienen, aber der Zahn der Zeit hat kaum Exemplare verschont. Penny Bloods im Originalzustand sind sehr selten und kosten heute ein kleines Vermögen, so daß kaum jemand diese Bücher besitzt. Es gibt diverse Nachdrucke aus den letzten Jahren, so daß das Interesse für Reynolds wohl wieder etwas angezogen hat.

Im deutschsprachigen Raum ist es ähnlich, es gab zahlreiche Übersetzungen von Reynoldschen Romanen, die bis heute nicht eindeutig bibliographisch nachzuweisen sind, so daß vollkommen unklar ist, was im einzelnen übersetzt wurde. Zudem wurden viele Romane in Kolportageverlagen herausgegeben, die naturgemäß keine Belege an die Bibliotheken geliefert hatten, so daß auch die Bestände in den öffentlichen Bibliotheken recht dürftig sind. Alle deutschen Übersetzungen von G. W. M. Reynolds sind große Raritäten, es dürfte schwer sein, antiquarisch noch etwas aufzutreiben.
Für den Leser herausragender Kolportageliteratur ist Reynolds ein Meister seiner Zunft, es gibt kaum einen Autor dieser Qualität. Ähnliche Autoren jener Zeit, die in deutschen Übersetzungen vorliegen, sind Thomas Gaspey und John Frederick Smith.


Auswahlbibliographie

Anonym [d. i. George W. M. Reynolds]: Der Leichenräuber. Neue Geheimnisse von London, anonyme Übersetzung, Wien und Leipzig: Joseph Stöckholzer von Hirschfeld 1852, Romantische Lesehalle. Gallerie der vorzüglichsten zeitgemäßen Romane des In- und Auslandes 194–217, 6 Bde., 252, 288, 288, 336, 296, 285 Seiten, [The Mysteries of London, 1845]

Reynolds, G[eorge] W. M.: Die Geheimnisse von London, übersetzt von J. Morris. Hrsg. von Fred Demcker, Magdeburg: Ebers 1856/1857, [vermutlich: The Mysteries of London, 1845]

Reynolds, G[eorge] W. M.: Dunkle Wege oder Neueste Geheimnisse von London. Romantische Erzählung, anonyme Übersetzung, Berlin: A. E. Papstlebe um 1860, 2 Bde., 847 Seiten, [The Mysteries of London, 1845]

Reynolds, G[eorge] W. M.: Dunkle Wege oder die Carriere des Lasters. Ein Sittenroman aus Londons Leben, anonyme Übersetzung, Berlin: Reichardt & Co. 1863–65, 4 Bde., 936, 256 Seiten, [The Mysteries of London, 1845]

Reynolds, G[eorge] W. M.: Geheimnisse des Londoner Hofes, Berlin: Sacco 1867, 5 Bde., 1586 Seiten, [The Mysteries of the Court of London, 1848]

Reynolds, G[eorge] W. M.: Die indische Fürstin oder geheimnißvolle Verbrechen, anonyme Übersetzung, Berlin: Sacco 1869, 4 Bde., 382, 298, 315, 466, [The Mysteries of the Court of London, 1848]

Reynolds, G[eorge] W. M.: Der Geheimnißvolle, oder Folgen des jugendlichen Leichtsinns, anonyme Übersetzung [vermutlich von Juliane Sibylle von Seutter], Ulm: Ebner’schen Buchhandlung 1838,
2 Bde., 302, 344, [The Youthful Impostor, 1835]

Reynolds, G[eorge] W. M.: Die Geheimnisse von London, oder Folgen des jugendlichen Leichtsinns, Ulm: Ebner 1854, 2 Bde., [The Youthful Impostor, 1835]

Anonym [d. i.: George W. M. Reynolds]: Die Glücksritter in London, anonyme Übersetzung, Wien und Leipzig: Joseph Stöckholzer von Hirschfeld 1855, Romantische Lesehalle. Gallerie der vorzüglich­sten zeitgemäßen Romane des In- und Auslandes 410–414, 4 Bde., 288, 280, 302, 288 S., [The Parricide; Or, The Youth’s Career of Crime, 1847 – überarbeitete Fassung von The Youthful Impostor, 1835]

Reynolds, G[eorge] W. M.: Satan’s Schlingen. Romantische Erzählung aus dem Mittelalter, anonyme Übersetzung, Berlin: Behrend 1862, 879 Seiten, [Faust: A Romance of the Secret Tribunals, 1847]

Reynolds, G[eorge] W. M.: Satan’s Schlingen. Romantische Erzählung aus dem Mittelalter, anonyme Übersetzung, Berlin: Sacco 1864, 3 Bde., [Faust: A Romance of the Secret Tribunals, 1847]

Reynolds, G[eorge] W. M.: Zwölf Jahre; Nachtbilder aus Londons Leben, anonyme Übersetzung, Berlin: Sacco 1862, 2 Bde, [The Mysteries of London, 1845]

Reynolds, G[eorge] W. M.: Zwölf Jahre oder Nachtbilder aus Londons Leben. Ein Sittenroman, auch eine anonyme Übersetzung, Berlin: Reichardt & Comp. um 1864, [The Mysteries of London, 1845]

Reynolds, G[eorge] W. M.: Der Straßenräuber oder Schuld und Sühne. Romantische Erzählung, anonyme Übersetzung, Berlin: Burmester & Stempell um 1875, 824 Seiten

Reynolds, G[eorge] W. M.: Wollust und Verbrechen auf dem Throne, oder: Die Rache des Schicksals. Historischer Roman aus den Zeiten des Prinzen von Wales, späteren König Georg IV., anonyme Übersetzung, Berlin: Otto Humburg 1866, 1102 Seiten